[Docker Serie 1/4] Angular-Apps und Docker: Einleitung
02.12.2019
Warum Sie Docker nutzen sollten, um neue Versionen Ihrer Angular-App jederzeit problemlos bauen, deployen und auch in mehreren Versionen parallel zueinander betreiben zu können. Dies ist der Start unserer vierteiligen Artikelserie von unserem Gastautor Michael Kaaden.
Inhaltsverzeichnis:
Es ist soweit: Die Angular-App, die Sie Dank der zweiten Auflage des famosen Angular-Buchs erstellt haben, ist fertig! Die Unit- und End-to-End-Tests leuchten tiefgrün. Die Testabdeckung liegt nahe 100 Prozent. Auf Ihrem Entwicklungssystem läuft die App perfekt. Jetzt müssen Sie sie nur noch auf Ihrem extern verfügbaren Webserver zum Laufen bringen und die Begeisterungsstürme Ihrer Nutzer abwarten.
Prinzipielles Deployment
Im Prinzip ist es dank der Angular CLI sehr einfach, eine für den Produktivmodus geeignete Version Ihrer App zu erzeugen: Sie rufen lediglich ng build --prod
auf und kopieren anschließend den Inhalt des Verzeichnisses dist/<app-name>
auf den Rechner, auf dem der Webserver läuft.
Im Webserver – sei es ein Apache, nginx oder was auch immer – tragen Sie dann den Verzeichnispfad ein, unter dem sie die App abgelegt haben, und sorgen dafür, dass jede Anfrage auf index.html
gemappt wird.
Problemstellung
In naher Zukunft werden Sie Bugs in der App fixen und neue Features einbauen. Jedes Mal werden Sie deswegen eine neue Version Ihrer App erstellen müssen. Wie können Sie sicherstellen, dass die jeweils passende Version ihren Weg auf den Webserver findet?
Vielleicht erstellen Sie die App ja auch im Kundenauftrag im Rahmen eines agilen Entwicklungsprozesses. Der Kunde will dann nicht nur die jeweils aktuelle Version Ihrer App nutzen, sondern auch den jeweils aktuellen Arbeitsstand begutachten können, um frühzeitig Rückmeldung zu in Entwicklung befindlichen Features geben zu können. Letzteren werden Sie täglich erweitern, beide Stände evtl. durch Bugfixes pflegen müssen. Wie stellen Sie sicher, dass Sie in der Hektik des Entwickleralltags nicht vergessen, den jeweils neuesten Stand einzuspielen? Und wie gehen Sie damit um, wenn im Produktivstand ein Fehler durchgeschlüpft ist, Ihre Entwicklungsmaschine aber gerade wegen eines Festplattenschadens nicht verfügbar ist, um den Fehler zu beheben?
In diesem und den folgenden Blog-Artikeln möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie mit diesen Problemstellungen bestmöglich umgehen können.
Die Beispiel-App
Als Beispiel soll uns über die Artikel hinweg eine ganz einfache App dienen: Sie besteht aus zwei Komponenten, zwischen denen wir mittels Routing wechseln können. Die eine Komponente zeigt eine "1" an, die andere eine "2". Sinn dessen ist, zu zeigen, dass die App samt Routing auch nach einem Reload in Ihrem Browser noch funktioniert. Setzen Sie Ihren Webserver nämlich falsch auf, wird das zu einer Fehlermeldung führen.
Diese App bleibt aus der Perspektive des Nutzers über die ganze Artikelserie hinweg identisch. Tatsächlich werden wir sie, wo nötig, erweitern, um den Erfordernissen zu genügen. Sie finden die App auf GitHub. Die Part-...
-Verzeichnisse entsprechen den jeweiligen Teilen dieser Serie.
Grundsätzliches zu Docker
Falls Sie mit Docker noch nichts zu tun haben, teasere ich in diesem Abschnitt kurz einige der Vorteile von Docker an, um bereits die Lösung für die o. g. Fragen zu skizzieren. Ich werde hier jedoch keine Docker-Konzepte vorstellen. Eine erste (englischsprachige) Einführung bietet z. B. das Docker Get Started Tutorial.
Bei Docker handelt es sich um nichts anderes als eine extrem leichtgewichtige Virtualisierungslösung, die lediglich den Prozess mit der Software virtualisiert, die Sie nutzen wollen. Andere Lösungen wie VirtualBox oder VMware emulieren einen ganzen Rechner, darauf ein Betriebssystem und erst darin die Software.
Images und Container
Docker erstellt sog. Images, die eine Software wie die Angular-App und die notwendigen Abhängigkeiten wie den Webserver und dessen Abhängigkeiten enthalten. Zur Laufzeit werden Images in Container instanziiert, die jeweils einem Prozess entsprechen. Somit verhält sich ein Container zu einem Image wie eine Instanz zu einer Klasse in gängigen objektorientierten Programmiersprachen.
Portabilität
Da ein Docker-Container seine eigene Umgebung vollständig mitbringt, können Sie eine Software, die etwa ein Debian-Linux benötigt, problemlos auf Windows laufen lassen. Container sind somit portabel und benötigen auf dem Hostsystem nur die Docker-Software.
Isoliert, schnell und ressourcenschonend
Docker nutzt Linux-Basismechanismen, um einzelne Prozesse mitsamt ihrer Abhängigkeiten wie Libraries zu kapseln und isoliert vom Rest des Systems auf dem Kernel des Wirtssystems zur Ausführung zu bringen. Somit benötigt ein Docker-Container nur unwesentlich mehr Ressourcen als ein nativer Prozess: Es kommen lediglich einige Verwaltungsstrukturen hinzu, außerdem läuft der Netzwerkverkehr des Containers etwas verschlungenere Wege, um die Kommunikation begrenzen und in ein virtuelles Netzwerk verlagern zu können. Software in einem Docker-Container läuft dadurch fast genauso schnell und mit fast gleichem Ressourcenverbrauch wie im nativen Betrieb. Sie können somit dutzende oder hunderte von Containern auf einem handelsüblichen Rechner betreiben.
Quelle: [https://docs.docker.com/get-started/](https://docs.docker.com/get-started/)Docker Registrys
Docker-Images können über sog. Docker Registrys verteilt werden. Das können öffentliche wie der Docker Hub oder auch private in Ihrem lokalen Netz sein. Die Installation ist extrem einfach, denn auch die Registry kommt als Docker-Image auf Ihren Rechner.
Sie können Images über eine Registry in Ihrem Netzwerk verteilen: Rechner A, sei es Ihr Entwicklerrechner oder ein Build Server, baut ein Docker-Image und schiebt dieses in die Registry. Rechner B, Ihr Webserver, holt sich das jeweils neueste Image von der Registry und startet damit den Container neu. Schon haben Sie eine neue Version Ihrer App zum Laufen gebracht.
Wenn Sie mehr zu dem Thema erfahren wollen, so empfehle ich Ihnen einen Blick in die offizielle Dokumentation zur Docker Registry zu werfen. Diese ermöglicht es Ihnen, Ihre selbstgebauten Images zu hosten.
Lösungsskizze
Weiter oben habe ich schon die Problematik angedeutet, dass Sie ständig neue Versionen Ihrer App auf Ihren Webserver aufspielen müssen. Wenn Sie bei jedem Commit in Ihrem Versionsverwaltungssystem automatisiert ein neues Docker-Image erzeugen und dieses von Ihrem Webserver aus holen und zur Ausführung bringen, brauchen Sie sich keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie und wo Sie Ihre App bereitstellen.
Jedes Image kann mit sog. Tags versehen werden. Diese zeichnen Images mit Metadaten wie z. B. dem Zeitpunkt des Builds, dem Namen des aktuellen Entwicklungszweigs oder der Versionsnummer Ihrer Software aus. Dadurch haben Sie nicht nur die Möglichkeit, mehrere Stände parallel bereitzuhalten, sondern Sie haben Ihre Images gleichzeitig auch versioniert vorliegen und können problemlos ein beliebiges Image aus der Versionshistorie zur Ausführung bringen.
Sie sehen, dass Docker viele Probleme löst, über die Sie früher oder später stolpern würden.
Für den Rest der Artikelserie gehe ich davon aus, dass Docker auf Ihrem System einwandfrei funktioniert. Wie Sie das prüfen können, zeigt der o. g. Getting Started Guide.
Ausblick
Ich werde Ihnen in drei weiteren Artikeln die wichtigsten Punkte zu Angular mit Docker vermitteln. Nach jedem Advent veröffentliche ich hierzu einen neuen Artikel. Die Artikelserie besteht aus den folgenden Teilen:
- Angular-Apps und Docker: Einleitung (der aktuelle Artikel)
- Angular-App über Docker bereitstellen
- Build Once, Run Anywhere oder: Konfiguration über Docker verwalten
- Multi-Stage Builds oder: Immer die Build-Umgebung dabei haben
Suggestions? Feedback? Bugs? Please fork/edit this page on Github.
Über den Autor
Michael Kaaden ist als Software-Architekt und Manager für ein mittelständisches Unternehmen in Nürnberg tätig. Dort ist er für die technische Seite einer Cloud-Produktline verantwortlich. In dieser Eigenschaft kümmert er sich trotz seiner grundsätzlichen Affinität zu Angular nicht nur um Frontends, sondern neben der Gesamtarchitektur unter anderem auch um APIs, Backends, Datenbanken sowie Software-Entwicklungs- und Build-Prozesse. Wenn er in seiner Freizeit nicht gerade mit seiner Familie unterwegs ist, Full-Stack Developer spielt oder seine Nase in neue Technologien steckt, versucht er, seinen Laufstil zu verbessern und endlich den für ihn perfekten Fotoapparat zu finden.